Grete Peschken ist sich der Klimakrise sehr bewusst. Sie engagiert sich auf ihrem Demeter Hof in Schwasdorf aktiv gegen den Klimawandel.
Wir sitzen bei Grete in der Küche und fühlen uns direkt wohl. Grete leitet einen Demeter Hof mit einigen Mitarbeiter*innen. Weil sie auch auf dem Hof wohnt, ist es bei ihr zu Hause selten still. Leute gehen rein und raus, Mitarbeiter*innen klären letzte Fragen, ihre Tochter rührt im Kochtopf am Herd. Gretes Küche ist ein Ort, der ihre eigene Lebendigkeit widerspiegelt. (Alle Fotos von Margarete Fuchs)
Grete erzählt uns, dass sie schon immer Landwirtin werden wollte. Ende der 1970er Jahre, Anfang der 80er gab es für die Ausbildung zur Landwirtin allerdings noch eine Zugangsvoraussetzung, die für eine Frau nur zur Hürde werden kann. Wer zu der Zeit Landwirtin werden wollte, musste einen 70 Kilogramm schweren Sack heben. Das sind schwierige Voraussetzungen für die meisten Frauen. Ihr Ausweg ist ein Kunststudium. Über verschiedene Umwege sollte sie es später doch noch aufs Feld nach Schwasdorf schaffen.
„Wenn der Betrieb immer naturnäher eingerichtet ist, das ist für mich halt eine sehr attraktive Vorstellung!“
Was mit einem kleinen Garten für die eigene Versorgung mit Gemüse anfing, ist heute zu einer Öko-Gärtnerei mit Samen- und Gemüsebau, Schafen, Hühnern und Ponies geworden. Vielleicht war es zu Beginn Idee und Wille, die dazu führten, die politische Dimension des Gärtnerns zu erkunden und sich genau für diesen Weg zu entscheiden. In Hinblick auf die klimatischen Veränderungen hat es sich jedoch heute als wegweisend und notwendig erweisen.
Seither verkauft Grete ihr Obst und Gemüse auf Wochenmärkten in der Region und an gehobene Restaurants in Berlin. Sie ist auch der Initiative der Meck-Schweizer angeschlossen.
Grete produziert viele Samen selbst und verkauft sie dann.
Grete erzählt uns, dass ihre Motivation fürs Gärtnern vor allem politisch ist. Als sie nach dem Mauerfall damit anfing, war das zunächst als Tätigkeit für Rentner verschrien und galt als unpolitisch. Dennoch hat Grete sich und ihre Arbeit schon immer als politisch verstanden, schon alleine, weil sie sich für den Erhalt von alten Sorten einsetzt.
So fördert sie mit dem Landkombinat “Dreschflegel” und ihrer eigenen kleinen Saatgutherstellung Samenbau Nord-Ost den Erhalt alter Sorten. Das ist durchaus ein politischer Vorgang, denn es geht ihr darum, dass es jenseits des Saatsguts der “Megakonzerne” überhaupt noch anderes gibt. „Weil es einfach wichtig ist, dass Leute selbst Saatgut herstellen und nicht alles den Megastrukturen überlassen.” erklärt uns Grete.
Die Folge ist, dass unser Obst- und Gemüsesortiment zusammenschrumpft, dass bestimmte Geschmacksrichtungen und Bitterstoffe “herausgezüchtet” werden. Und vor allem, dass die Verbreitung von Saatgut immer mehr monopolisiert und Nachbau unterminiert wird. Saatgut gehört heute in der Tat nur noch wenigen Konzernen, weil kleine Saatgutfirmen systematisch aufgekauft werden. Es wird damit immer mehr zum Privatbesitz einiger weniger Konzerne.
Eigenes Saatgut herzustellen, ist deshalb für Grete nicht nur eine Frage von Regionalität, wie zum Beispiel die Anpassung an die märkischen Böden. Es geht ihr auch darum unabhängig zu bleiben.
Jenseits von Hybrid Sorten und Glyphosat.
Unabhängig bleiben heißt auch, dass dieses Saatgut für den privaten und kleinteiligen Anbau zugänglich bleibt. Im herkömmlichen Verkauf hingegen werden meist hochgezüchtete- oder Hybrid-Sorten vertrieben, bei deren Aufzucht oft giftige Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat ins Spiel kommen.
Besucht man ihren Online Shop Samenbau Nord-Ost stolpert man etwa über Samen für Tomaten, die Namen tragen, wie “Malinovy” oder “Djaka Rosa”. Sie stammen von ihrem Hof.
Auf die Frage hin, wie ihr die Aufzucht ohne Pflanzenschutzmittel gelingt, erklärt sie uns dass sie beispielsweise Netze spannt, um die Pflanzen zu schützen. Sie erklärt uns, dass Pflanzenschutzmittel überflüssig sind, wenn der Anbau richtig gestaltet wird. Einmalige Ernten versucht sie zu vermeiden. Vielmehr versucht sie den Pflanzen Zeit für natürliche Reifeprozesse zu lassen.
Inzwischen ist ihr Hof etabliert und ihr Gemüse selbst in Berlins Spitzenrestaurants bekannt, sodass sie über Neuerungen für die Klimaanpassung bzw. -schutz nachdenken kann.
Für ihren Hof würde sie gerne Solarenergie nutzen. Für den Gemüseanbau und ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten braucht sie auch gar nicht viel Strom für Maschinen. Das hat zwei einfache Gründe: weil keine Maschinen kaputt gehen können, wenn es keine gibt und zum anderen, weil sie so den Boden schont. Schwere, große Geräte bringen ein großes Gewicht auf den Boden – absolut schädlich für den Humus und die Bodenkonsistenz. Es zerstört ganz wesentliche Funktionen, die für den Humus und somit Pflanzen und Kleinstlebewesen wichtig sind. Grete setzt auf Kreislaufwirtschaft, arbeitet mit Tieren anstelle von Maschinen und erweitert nun ihren Betrieb in Richtung Agroforst. Schon jetzt pflanzen sie und ihre Mitarbeiter*innen Bäume und Hecken und üben stetig die Arbeit mit Pferden auf den Äckern. So will sie ihren Hof „fit machen für die Klimakrise“ und ein Zeichen für Klimaschutz in der Landwirtschaft setzen.